Ausnahmezustand

Xerxes

Oper von Georg Friedrich Händel
Text von einem unbekannten Bearbeiter nach Libretti von Silvio Stampiglia und Nicolò Minato
In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

  • Premiere 10. Februar 2024
  • Großes Haus

Die Liebesleidenschaft wird im 17. Jahrhundert als eine Art Fieber aufgefasst, das plötzlich ausbricht, schnell seinen Höhepunkt erreicht und dann rasch wieder abklingt; ein Ausnahmezustand (wie der Karneval), der nicht von Dauer sein kann und auf den sich deshalb keine dauerhafte Lebensgemeinschaft gründen lässt.
Albert Gier

Dass Georg Friedrich Händel für „Xerxes“ auf ein über 70 Jahre altes Libretto zurückgriff, ist mehr als ein historisches Detail, sondern bestimmend für die Einzigartigkeit dieser Oper: Der Text stammt aus einer Tradition, in der kommerzieller Druck für Kurzweiligkeit sorgte und Opern ein wilder Stilmix aus komischen und ernsten Szenen waren, während Händels Musik in einer Zeit zu Hause ist, in der sich die Gesangskunst ins Extreme verfeinert hatte. Und so kombiniert „Xerxes“ feinste musikalischer Charakterzeichnung mit venezianischer Komik zu einer barocken Sitcom höchster Virtuosität, in der Verkleidungen, fehlgeleitete Briefe und Intrigen dafür sorgen, dass der erratisch handelnde König Xerxes wieder zur Vernunft kommt.

Dauer ca. 3 Stunden inkl. einer Pause


Mi. 01.5.2024
18:00 - 21:00 Uhr - Einführung um 17:30 | Foyer Großes Haus


Do. 30.5.2024
19:30 - 22:30 Uhr - Einführung um 19:00 | Foyer Großes Haus


Sa. 01.6.2024
19:30 - 22:30 Uhr - Einführung um 19:00 | Foyer Großes Haus

Musikalische Leitung Vladimir Yaskorski
Regie & Bühne Philipp Grigorian
Kostüme Moritz Haakh
Chorleitung Moritz Laurer
Lichtdesign Kevin Weidlich

Mit

Weil aber in diesen drei Stunden ein hingebungsvolles Ensemble zu erleben ist, weil einfühlsam und inspiriert musiziert und durchweg famos gesungen wird, feierte das Premierenpublikum den aktualisierten »Xerxes« am Schluss mit minutenlangem Beifall und Jubel. Der Abend wird als großes Fest der Stimmen noch lange nachhallen.

Gießener Anzeiger

Die französische Mezzosopranistin [Fanny Lustaud] verkörpert den Titelhelden mit betörendem Gesang. Gekleidet in einen schwarzen Samtanzug, lässt sie die Bravourarie in zarten Nuancen aufleuchten. Später zeigt sie in »Se bramate d‘amar« oder »Crude furie« wie wandlungsfähig sie ist, wie kraftvoll, agil und leidenschaftlich sie ihre Rolle zu gestalten versteht. […]

Souverän und geschickt wandeln die Musiker des Philharmonischen Orchesters unter der Leitung des stellvertretenden GMD Vladimir Yaskorski auf den Pfaden barocker Musizierweise. So durchzieht ein lichter, durchhörbarer Klang die Wiedergabe, und der Dirigent versteht es meisterhaft, die Kontraste zwischen Buffo und tiefem Schmerz, zwischen majestätischem Prunk und sprudelnder Munterkeit herauszuarbeiten.

Neben Fanny Lustaud als Xerxes glänzen die Sängerinnen aus dem Gießener Ensemble mit überragenden Leistungen. Mit klangvollem, scheinbar federleicht schwebendem Sopran bezirzt Annika Gerhards in der Rolle der allseits umworbenen Romilda das Publikum. Sie kann aber auch stürmisch, energisch und übermütig sein. Und wie sie sich in Koloraturen zu Spitzentönen emporschwingt!

In der Höhe ist ihr Julia Araújo durchaus ebenbürtig. Während sie sich als Halbwüchsiger Atalantes in legerer Kleidung herumlümmelt, blitzen in ihrem Gesang von anmutig bis keck alle Facetten auf. Leidenschaftlich und mit viel Feuer verkörpert Jana Marković (Mezzosopran) mit ihrer etwas dunkel getönten Stimme Arsamena, die um ihre Liebe zu Romilda kämpft. Nahtlos fügt sich die russische Gastsängerin Polina Artsis als giftgrün gekleidete Amastris in diese Aufzählung ein. Ihr Mezzo kann nicht nur anmutig und lieblich schwelgen, sondern meistert auch jede Koloraturgirlande mit Bravour.

In den spärlichen Männerrollen verleiht Clarke Ruth (Bass) dem Xerxes-Vertrauten Ariodates Würde und Gewicht, und Tomi Wendt ist mit seinem beweglichen, wandlungsfähigen Bariton als Elviro eher fürs Spaßige zuständig; so zeigt er im Flugzeug als Stewardess, dass ein Erzkomödiant in ihm steckt.

Gießener Anzeiger

Von den sieben Solisten (fünf Soprane, zwei Bässe), die aufgrund der meist kastenförmigen Bühnengevierte fast ständig an der Rampe singen, wird Annika Gerhards als Romilda zur Königin des Abends. […]

Jana Marković gewinnt als weinerliche Arsamena an Ausdruck, wenn sie im zweiten Durchgang zorniger sein darf. Polina Artsis verleiht Amastre eine Prise Humor. Clarke Ruth hat Kraft, als Hauptmann Ariodate muss er die Hosen des Nachwuchses bügeln. Die stimmstarke Julia Araújo gibt Atalante (ursprünglich eine Atalanta) als pubertären Rowdy. Der Diener Elviro des Tomi Wendt hat als Stewardess humoristische Momente.

Im Finale steht das Happy End mit Versöhnung, Verzeihung und Eintracht. Dazu kommt der bravourös singende Chor in bunten Kostümen mit den Solisten in einem Park zusammen.

Gießener Allgemeine Zeitung

Xerxes wird ganz wunderbar von Fanny Lustaud gesungen, tolle Koloraturen konnte man da hören. Die französische Mezzosopranistin hat außerdem einen sehr eleganten und machohaften Xerxes gegeben. […] Frauen spielen Männer und überzeichnen dabei geschlechtertypische Marotten. Das macht wirklich viel Spaß dabei zuzuschauen. […] Ein gutes Sängerinnen-Ensemble, nicht nur stimmlich, sondern auch was das schauspielerische betrifft. Es gab vielfach Applaus, zwischendurch viele Lacher, weil es wirklich witzig war.

hr2 Frühkritik




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Mezzosopran heißt die Frauenstimmlage zwischen Sopran und Alt. Händels „Xerxes“ verlangt gleich drei Mezzosopranstimmen: für Xerxes, seine Schwester sowie seine Verlobte. Jana Marković (Arsamena) erhält deshalb in dieser Produktion Gesellschaft von Fanny Lustaud (Xerxes) und Polina Artsis (Amastre).

Erinnerungsstücke

Eine Fotoausstellung anlässlich der Neuproduktion „Xerxes“


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