Ich, ich, ich!
Uraufführungstitel: Je suis narcissiste
Komische Oper von Raquel García-Tomás
Text von Helena Tornero
Deutsche Übersetzung von Arno Lücker
- Deutsche Erstaufführung
- Premiere 09. November 2024
- Großes Haus
Der Narzissmus erzeugt die Illusion, jedes Gefühl müsse allein schon deshalb, weil es vorhanden ist, auch manifest sein.
Richard Sennett
An einem Tag, an dem einfach alles zusammenkommt, kann Klothilde nicht anders, als professionelle Hilfe zu suchen. Alles begann mit dem Tod ihrer äußerst sturen Katze und endete inmitten einer Zen-Meditationsgruppe. Nun findet sie sich aus Hilflosigkeit in der psychiatrischen Praxis von Dr. Giovanni Tempesta wieder. Dieser diagnostiziert mit seinen äußerst exzentrischen und fragwürdigen Methoden gleich der ganzen Gesellschaft Narzissmus, Materialismus und blanke Ich-Bezogenheit.
Die spanische Komponistin Raquel García-Tomás und die Librettistin Helena Tornero zeigen rasant, absurd und ironisch das Panorama einer an Individualisierung und Selbstverwirklichung erkrankten Gesellschaft, die die wesentlichen Fragen aus dem Blick verloren hat.
Dauer: 90 Minuten, keine Pause.
So. 09.2.2025
18:00
- 19:30 Uhr
- Einführung um 17:30 Uhr | Foyer Großes Haus
Mit
- Katze / Erfolgsbloggerin / Performancekünstlerin / Silvia / Lachende Frau / Krankenschwester Annika Gerhards
- Klothilde Polina Artsis
- Promi-Künstler / Ungebildeter Poser / Lift-Boy / Bestatter / Mimì / Pathologischer Patient / Doktor Ferdinand Keller
- Dr. Giovanni Tempesta / Zen-Guru Tomi Wendt
- Philharmonisches Orchester Gießen
Genial durchgeknallt!
Die deutsche Bühne
Das macht großen, großen Spaß, musikalisch wie auch szenisch. […] Es war ein exzellentes Ensemble, allen voran Polina Artsis als Klothilde. Die sind extrem spielfreudig, die werfen sich mit Verve in diese unterschiedlichen Partien. […] Andreas Schüller dirigiert das auch extrem knackig. Hier haben wir wirklich den Fall, dass sowohl auf der Bühne, wie im Graben, wie im Publikum einfach alles stimmt.
Deutschlandfunk Kultur heute
Mit unglaublicher Leichtigkeit und wirklich gutem Humor. […] Es ist richtig gutes Musiktheater. Man ist unterhalten, berührt, gepackt.
Deutschlandfunk Kultur Fazit
Andreas Schüller und das Philharmonische Orchester Gießen spielen hier wirklich alles auf. Da hören wir Ragtime und Jazz, und dann hören wir auch ganz klar zeitgenössische Musik. […] Es ist sensationell, was das Ensemble des Gießener Stadttheaters hier zeigt, namentlich Annika Gerhards, die als Krankenschwester oder als verrückt-schrille Bloggerin auftritt und ganz, ganz viel von der fast rockigen Rap-Szene bis zur Koloratur-Arie liefert. Dann diese Kolthilde, Polina Artsis, die vor allem darstellerisch alles so köstlich widerspiegelt, was ihr da so wiederfährt.
Deutschlandfunk Kultur Fazit
Regisseurin Ute M. Engelhardt gibt dem Werk der beiden in ihrer spanischen Heimat vielfach ausgezeichneten Autorinnen, wessen es ganz unbedingt bedarf: Sinn für das Groteske und vor allem das Potpurrihafte und bisweilen gar Anarchische der Dramaturgie und musikalischen Faktur. […]
Aus dem Graben lassen sich die Gießener Philharmonikern unter Andreas Schüller von den Pointen und Volten der Partitur hörbar infiziert vernehmen. Der Klangkörper scheint instrumental beständig zu kichern. Polina Artsis bietet für die von den Ereignissen überfahrene, doch immerfort wie unter Sprechzwang agierende Klothilde ihren ebenso raumgreifenden wie wunderbar gerundeten Mezzo auf. Die weitere Solistin und die beiden Herren sind mit jeweils bis zu sechs Rollen befasst. Annika Gerhards brilliert als stimmlich wie spielerisch hinreißend eitle Performancekünstlerin. Den zwar charmanten, aber sein Insiderwissen wenig diskret an die Frau bringenden Liftboy verkörpert der fabelhaft gewitzte Ferdinand Keller. Tomi Wendt verleiht dem Psychologen Dr. Giovanni Tempesta die Attitüde eines irren Psychologen respektive den Therapeuten mimenden Irren.
Die deutsche Bühne
Insgesamt bietet das Stadttheater Gießen hier ein hinreißend gespieltes und fabelhaft musiziertes Pointenfeuerwerk, das in 90 dichten Minuten zum kurzweiligsten gehört, was man seit langem auf einer Opernbühne präsentiert bekommen hat. Die Produktion ist perfekt geeignet für den ersten Kontakt mit dem Musiktheater und bietet eingefleischten Opernfans eine erfrischende Abwechslung.
Der Opernfreund
[Regisseurin Ute M. Engelhardt] versteht es geschickt, den Humor zu dosieren, das Überbordende zu dämpfen und einer rasanten Geschichte einen klaren Rahmen zu geben. […] Der Applaus galt allen Beteiligten, die im perfekten Zusammenwirken einen zündenden, prickelnden und beschwingten Abend boten, der deutlich machte, dass zeitgenössisches Musiktheater nicht immer trüb und todernst sein muss. „Ich, ich, ich!“ auf der Gießener Bühne erweist sich jedenfalls als genau das richtige Mittel gegen den Novemberblues.
Gießener Anzeiger
Unter der Leitung von Generalmusikdirektor Andreas Schüller serviert das Philharmonische Orchester die quirlige Mischung aus Ragtime, Jazz, elektronischer Musik und romantischer Oper mit sehr viel Schmiss und Schwung, wobei die einzelnen Instrumentalisten unentwegt solistisch gefordert sind und sich dieser Aufgabe mit hörbarer Musizierlust stellen.
Gießener Anzeiger
Das dicke Plus der Inszenierung sind die vier Sängerdarsteller, die ihre Rollen mit Herzblut und komödiantischer Spiellust ausfüllen. Allen vieren sitzt der Schalk im Nacken, und man spürt, dass es ihnen selbst großen Spaß macht, den vielen verschiedenen Figuren Leben einzuhauchen. […] Mit ihrem wandlungsfähigen Mezzosopran trifft Polina Artsis jede Nuance der von innerer Krise geschüttelten Klothilde. Ihre klare Diktion und ausdrucksvolle Stimme erweisen sich als ideal für die vielfältigen Anforderungen ihrer Rolle aus exponierten Tönen, langen Melodien, Rezitativen und gesprochenen Passagen. […] Eine komische Rolle wie die eines exzentrisch-versponnenen Therapeuten ist bei dem für sein humoristisches Talent bekannten Tomi Wendt in allerbesten Händen. Hier kann er dem Affen ordentlich Zucker geben, wenn er seine Patientin nicht ausreden lässt und rasch diagnostiziert, dass der Narzissmus die eigentliche Epidemie unserer Zeit sei. Urkomisch ist er auch als majestätisch umherwandelnder Guru. Gesanglich tadellos. Ob als Performancekünstlerin im roten Kleid, ob als Krankenschwester oder als Katze, die von einem riesigen Wollknäuel erschlagen wird: Als Spezialistin für spitze, hohe Töne gibt Annika Gerhards eine starke Vorstellung. Der Tenor Ferdinand Keller macht das satirische Quartett perfekt. Stimmlich jederzeit auf der Höhe lässt er das Publikum nicht nur als Lift-Boy schmunzeln, sondern auch als Promi-Künstler mit wallender, blonder Mähne, der stolz seine Selfies vorführt, oder als verblödeter Poser, der die Erde für eine Scheibe und die Schwerkraft für ein Märchen hält.
Gießener Anzeiger
Unter dem Titel „Ich, ich, ich!“ hat die Burleske am Samstag im Stadttheater auf Deutsch viel beklatschte Premiere gefeiert; weil das Stück funktioniert, das Orchester brilliert und die Sänger auch humoristisch eine Wucht sind.
Gießener Allgemeine Zeitung
Regisseurin Ute M. Engelhardt erzählt die 80-minütige Schnurre in Rückblenden und hat dafür so simple wie einfallsreiche Bilder gezeichnet. Der dadaistische Prolog, der sich im Epilog wiederfindet, versprüht kabarettistischen Charme, die Nummern sind straff und klar, die Mimik der Sänger gelungen. Das Quartett überzeugt, die Textverständlichkeit ist prächtig. […]
Musikalisch geht es im Graben unter dem Dirigat von Generalmusikdirektor Andreas Schüller munter zu. Das 15-köpfige Ensemble zeigt betörende Spielfreude. García-Tomás setzt neben neuer Musik auf ewig jugendlichen Ragtime und würzt mit einer Prise Jazz ab. […] Doch was ist „Ich ich ich!“ nun wirklich? Komische Oper, Operette, eine Nummernrevue mit rotem Faden und Pointe oder eine musikalische Humoreske? Von allem etwas und in der Summe ganz viel. Auch dank Engelhardts erfrischender Inszenierung.
Gießener Allgemeine Zeitung
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