La clemenza di Tito
Oper von Wolfgang Amadeus Mozart
Text von Caterino Mazzolà nach Pietro Metastasio
In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
- Großes Haus
Denn wenn wir die uneingeschränkte Toleranz sogar auf die Intoleranten ausdehnen, wenn wir nicht bereit sind, eine tolerante Gesellschaftsordnung gegen die Angriffe der Intoleranz zu verteidigen, dann werden die Toleranten vernichtet werden und die Toleranz mit ihnen.
Karl Popper
Am Ende sieht sich Kaiser Titus einem extremen Verrat gegenüber: Sein bester Freund Sextus hat einen Mordanschlag auf ihn verübt – noch dazu hat Titus‘ Braut diesen Freund dazu gedrängt. Titus begnadigt sie alle, denn es gehört zu seinem Selbstbild, Großmut zu zeigen: „Will mich die Welt eines Fehlers beschuldigen, so bezichtige sie mich des Mitleids, nicht der Strenge.“ Pietro Metastasio schuf sein Libretto, das den aufgeklärten Absolutismus idealisiert, bereits 1734. Es wurde zur Grundlage von rund 50 Opern. Als sich Mozart zwei Jahre nach der Französischen Revolution diesem Stoff zuwandte, hatten sich nicht nur der musikalische Geschmack, sondern auch die gesellschaftlichen Voraussetzungen geändert – aus dem einstigen politischen Lehrstück wurde eine Studie über das menschliche und politische Scheitern.
Mit dem Opernchor des Stadttheaters Gießen und dem Philharmonischen Orchester Gießen.
Mit
- Tito Markus Francke
- Sesto Jana Marković
- Vitellia Julia Araújo
- Servilla Annika Gerhards
- Publio Tomi Wendt, Clarke Ruth
- Annio Annika Westlund
"Um dem Publikum von heute, die Vorgänge in Mozarts »La clemenza di Tito« nahezubringen und halbwegs plausibel erscheinen zu lassen, betrachtet die schwedische Gastregisseurin Helena Röhr das Geschehen aus dem antiken Rom durch die Fernsehbrille. So steht die legendäre TV-Seifenoper »Dallas« von 1978 Pate in der fast dreistündigen Aufführung, die kurzweilig und unterhaltsam daherkommt und wahrscheinlich nur Puristen und Traditionalisten bitter aufstößt. Das Experiment funktioniert, weil es bei Mozart wie bei »Dallas« um Liebe, Eifersucht, Verrat, Rache und sexuelle Hörigkeit geht. Den Besuchern der Premiere am Freitagabend gefiel’s; sie quittierten den Abend mit lebhaftem Applaus. […]
Unter Vladimir Yaskorskis einfühlsamen Dirigat blüht Mozarts betörende Musik wunderschön auf, und das musizierfreudige Philharmonische Orchester Gießen erfüllt alle Wünsche an Intensität des Ausdrucks und subtilem Mozart-Klang. […] In geschickter Balance zwischen Spannung und Entspannung versteht es Yaskorski zudem, die Gesangsdarsteller und den Chor (Einstudierung: Jan Hoffmann) ins rechte Licht zu rücken. Mit seinem klangvollen Tenor verkörpert Markus Francke in der Titelpartie den schändlich hintergangenen Herrscher. Er bringt die lyrischen Qualitäten eines echten Mozarttenors mit und füllt daher die Rolle mit all ihren Anforderungen beispielhaft auf. […] Im Mittelpunkt der Aufführung steht jedoch Jana Markovic, die als Sesto eine Achterbahnfahrt der Gefühle durchleidet. Mit ihrem kräftigen Mezzosopran leuchtet sie die Tiefen dieser zutiefst gespaltenen Figur virtuos aus, die zwischen der Liebe zu Vitellia und zu Tito innerlich hin- und hergerissen ist. […] Eine eindringliche, lebensvolle Rollengestaltung bietet die Sopranistin Julia Araújo. Gesanglich jederzeit auf der Höhe gibt sie Vitellia weniger als Rächerin, sondern vor allem als eine gekränkte, um ihre Liebe gebrachte Frau."
Thomas Schmitz-Albohn, Gießener Anzeiger, 22.05.2023
„Die Stimmen sind die Stars des Abends. Sopranistin Julia Araújo bietet als Vitellia scharfe Höhen und ein kräftiges Timbre. Mezzosopranistin Jana Marković ist in der Rolle des Sesto geschmeidig und intensiv. […] Annika Gerhards (Servilia) glänzt ebenso wie der finster guckende Tomi Wendt (Publio). Sopranistin Annika Westlund gibt den Annio inbrünstig. Der Chor klingt kraftvoll und stahlig. Da alle auf dem Podest wie an der Rampe stehen, mangelt es nicht an vokaler Durchschlagskraft.“
Manfred Merz, Gießener Allgemeine, 22.05.2023
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