Die Orestie
Schauspiel von Aischylos
Nachdichtung und szenische Bearbeitung von Walter Jens
Live-Musik von Lyhre
- Premiere 26. Oktober 2024
- Großes Haus
Wir sollten uns keine Illusionen über die Macht des Dialogs und der Überzeugungsarbeit machen. In manchen Situationen kann einzig Gewalt den Lauf der Dinge ändern.
Geoffroy de Lagasnerie
Der Trojanische Krieg ist nach zehn Jahren zu Ende, doch die Gewalt reißt nicht ab. Der heimgekehrte Agamemnon, der einst seine Tochter Iphigenie für den Krieg opferte, wird nun von deren Mutter Klytaimestra ermordet, die sie rächen will. Sie wird daraufhin von ihrem Sohn Orest aus Rache getötet. Kräftig angefeuert zur Tat wird er von seiner Schwester Elektra und aus dem griechischen Götterhimmel. Schließlich flüchtet Orest, von Wahnbildern heimgesucht. Es kommt zum Showdown, als sich die Göttin Athene einmischt. Wie soll nach Krieg, Mord und einem mit Leichen gepflasterten Weg die Zukunft aussehen? Geht das Töten immer weiter?
Die Tragödientrilogie des griechischen Dramatikers Aischylos erzählt vom Fluch der Atridenfamilie und dem unausweichlichen Kreislauf der Gewalt – von Schmerz, Scham und Schuld. Und von einer neuen Generation, die in den Trümmern solcher Gewissheiten lebt, die Gewalt aber nicht länger als Fundament für die Zukunft akzeptiert.
Dauer: 2 Stunden und 50 Minuten inklusive einer Pause
Mit
- Orest Ali Aykar
- Elektra Zelal Kapçık
- Iphigenie Dascha Ivanova
- Kassandra Amina Eisner
- Klytaimestra Anne-Elise Minetti
- Agamemnon Ben Janssen
- Aigisth Davíd Gaviria
- Chor Roman Kurtz
- Wächter Nils Eric Müller, Pascal Thomas
- Live-Musik Lyhre
- Chor der Toten Ali Aykar, Amina Eisner, Davíd Gaviria, Dascha Ivanova, Ben Janssen, Zelal Kapçık, Roman Kurtz, Anne-Elise Minetti, Nils Eric Müller, Pascal Thomas
Im Mittelpunkt steht das in Versform gesprochene Wort, das hier von einem hochkonzentrierten, durch die Bank überzeugenden Schauspielensemble vorgetragen wird. […] Da ist zunächst die noch jugendlich verspielte und doch zugleich von einer Todesahnung gequälte Iphigenie (Dascha Ivanova). Da ist ihre wie eine kontrollierte Businessfrau auftretende Mutter (Anne-Elise Minetti), die während des Abwesenheit ihres Mannes Aigisth (Davíd Gaviria) zu ihrem Bett- und Machtgefährten erwählt hat. Der wiederum erinnert mit Waffenfetisch, Tanzeinlage und hysterischem Gelächter ein wenig an den durchgeknallten Killer aus Quentin Tarantinos Film „Reservoir Dogs“, während der Wächter emotional (Nils Eric Müller) und die Seherin Kassandra kühl (Amina Eisner) ihre besiegelten Schicksale in den Blick nehmen.
Ein überzeugender Regieeinfall ist auch die Gestaltung des Chors, dem hier allein Schauspieler Roman Kurtz Gestalt verleiht. Mal irritiert, dann angeekelt, dann wieder voller Mitleid zeigt sich diese das Volk verkörpernde Figur im aus der Mode gekommenen Cordanzug angesichts des schier ewigen Dramas, das sich vor ihren Augen abspielt. Dieser Chor ist ein Begleiter, dem die moderne Welt fremd geworden ist.
Gießener Anzeiger
Es ist Roman Kurtz, der sozusagen als One-Man-Show in der traditionellen Funktion des Chores - der als Bindeglied zwischen Publikum und Schauspielern fungiert und das Geschehen kommentiert und moralisch einschätzt - Großartiges leistet. Er hat seinen Text im besten Sinne verinnerlicht, deklamiert ihn nicht bloß, sondern hat in wirklich „verstanden“.
Vollen Einsatz zeigen auch Anne-Elise Minetti als rachedurstige Klytaimnestra, Ben Janssen als taumelnd aus dem Krieg heimkehrender Agamemnon und Zelal Kapçik als ihren Bruder Orest zum Muttermord drängende Elektra, Dascha Ivanova ist die mahnende Iphigenie, die zu Beginn mit Atem raubenden kindlichen Spielen als unschuldiges Opfer klar gekennzeichnet wird. Ali Aykar ist ein jungenhafter Orest, der nur widerwillig zum Mörder wird, Amina Eisner die wie erstarrt wirkende Prophetin Kassandra. Und Davíd Gaviria macht aus dem machtgierigen Aigisth eine Mischung aus Psychopath und geckig tanzendem Andy-Warhol-Typ. Nils Eric Müller darf als Wächter quasi Volkes Stimme sein.
Das Publikum jubelt nach knapp drei Stunden Premiere lautstark.
Gießener Allgemeine Zeitung
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