Einmal Singen wie die Profis
Das Singen gehört zu Ihren Leidenschaften? Und Sie können sich vorstellen sogar mit anderen zusammen auf der Bühne zu stehen? Dann könnte unser Extrachor etwas für Sie sein. Der Extrachor des Stadttheaters Gießen unterstützt unseren professionellen Opernchor mit zusätzlichem Klangvolumen, wenn besondere Werke dies erfordern. Im Interview mit Kommunikations-Praktikantin Alice Volpe erzählen zwei junge Menschen, Freya und Price, warum sie gerne dabei sind. Erst kürzlich waren sie Teil unserer Opern-Premiere von „Eugen Onegin“.
Alice Volpe: Wer seid ihr, wie seid ihr zum Extrachor gekommen und was macht ihr in eurer Freizeit?
Freya: Hallo! Ich bin Freya, 21 Jahre alt und ich wohne seit Oktober in Gießen. Ich studiere Insekten-Biotechnologie, das ist ein Masterstudiengang an der Justus-Liebig Universität. Zum Stadttheater komme ich über den Oratorienchor. Durch diesen kam ich auf die Idee, mich auf der Website über den Extrachor zu informieren. Zufällig gab es dort einen Aufruf zum Vorsingen. Ich wollte schon immer in einem professionellen Chor singen, also habe ich die Chance ergriffen.
Price: Ich heiße Andrew Price Watson, aber alle nennen mich einfach Price.
Ich wurde in Süd Alabama in den USA geboren und wohnte dort auch eine lange Zeit. In Alabama und in Tennessee habe ich Gesang auf Lehramt und Gesang auf Bachelor und Master studiert. Meinen Abschluss machte ich schließlich letztes Jahr.
Im vergangenen Mai wollte ich dann unbedingt nach Deutschland umziehen, besonders nach Gießen, weil mir die Stadt in meinem Auslandssemester so gut gefallen hat. Auch wusste ich schon, dass ich mein Leben vielleicht irgendwo anders verbringen möchte als in meiner Heimat. Und wenn ich die Möglichkeit habe, warum dann nicht Deutschland? Ich traf zufällig einen Gesangslehrer, der ebenfalls seine Kindheit in den USA verbrachte. Er empfahl mir, ein Vorsingen zu wagen. Und jetzt bin ich hier.
AV: Wenn du dieses Engagement oder dieses Hobby im Extrachor in einem Wort beschreiben würdest, welches wäre das für dich?
Freya: Wenn ich recht überlege, würde ich das Wort „Spaß“ verwenden, weil nicht nur der Gesang viel Freude bereitet, sondern ebenso die verschiedenen Komponenten die dazu gehören. Der Spaß ist für mich essentiell; schließlich gehe ich einem Hobby nach.
Price: Tatsächlich kann ich das nicht genau sagen. Es ist einfach ansprechend; einfach schön.
Es freut mich, mit anderen Menschen wieder schöne Musik zu machen. Es ist wunderschön mit Menschen zu arbeiten, die so viel Mühe und Leidenschaft in die Musik investieren. Und auch die Weise, auf die unser Chorleiter uns leitet und dirigiert; die Proben sind auch so klar organisiert. Das hilft ungemein! Also in einem Wort kann ich das gar nicht sagen.
AV: Wie sieht eine typische Chorprobe aus? Wie kann man sich einen Probenablauf vorstellen?
Freya: Es gibt verschiedene Arten von Proben. Momentan haben wir sowohl Stimmproben als auch szenische Proben. Diese dauern immer zwei Stunden. Die Proben sind meistens abends unter der Woche. Zwischen den verschiedenen Probenelementen liegt immer eine kurze Pause von zehn Minuten. In einer normalen Probe sitzen wir in unserer Gruppe und singen zusammen oder sprechen den Text durch.
Und die szenischen Proben finden auch abends unter der Woche und samstags morgens statt. Diese Proben dauern auch mal drei Stunden. Dann haben wir ungefähr in der Mitte allerdings 20 Minuten Pause.
In den szenischen Proben geht es darum ein Bild zu erschaffen. Es wird einfach Wert daraufgelegt, dass die Bewegungen passen. Manchmal wird an sehr kleinen Details gefeilt, damit alles am Ende möglichst perfekt wird.
Price: Meistens proben wir abends.
Nachdem wir uns alle eingefunden haben unterhalten wir uns, begrüßen uns oder tauschen uns über die Proben aus. Natürlich gibt es Phasen während der Proben, in denen uns auffällt, dass etwas nicht geklappt hat oder schief klang. Das ist aber nicht schlimm. Dann feilen wir an den Schwierigkeiten.
Eine normale Probe beginnt erst einmal mit einem Durchgang des Stücks, in dem wir uns auf die Sprache konzentrieren. Bei „Eugen Onegin“ zum Beispiel kontrollieren wir immer wieder unsere russische Aussprache.
AV: Ist dir ein besonders schönes Erlebnis im Kopf geblieben?
Ferya: Ja absolut! Der schauspielerische Teil und die Anprobe, die Kostümprobe.
Das habe ich so noch nie erlebt. Man wird angekleidet und dabei werden verschiedene Kleidungsstücke ausprobiert. Dabei geht es insbesondere darum was am besten zusammenpasst oder wo man noch etwas ändern kann. Hier und da wird mal ein Ärmel eingesetzt oder ein Band hinzugefügt. Es soll am Ende einfach ein wunderschönes Gesamtergebnis sein. Das habe ich vorher so noch niemals mitmachen dürfen. Über diese Erfahrung bin ich sehr dankbar.
Price: Ja, der schönste Moment war mit dem Haus-Chor, dem Opernchor des Stadttheaters. Ich habe gemerkt, was für ein emotionales Gefühl es ist, mit Menschen zu singen, die so eine Leidenschaft haben. Ja, es macht einfach Spaß. Und auch wir haben Musik studiert oder gelernt.
AV: Und wie ist die Gruppendynamik?
Freya: Die Gruppendynamik ist super. Wir sind mittlerweile fast immer gemischt mit dem Opernchor. Also das sind die Profis, die das studiert haben, die das professionell machen. Niemand wird ausgeschlossen, ob professionell oder nicht. Wir sind eine zusammengehörige Gruppe und wir singen alle das Gleiche und behandeln uns alle gegenseitig mit Respekt.
Wir wollen einfach Spaß haben und mitmachen. Und das verbindet. Egal wie alt man ist. Also mich bereichert das und ich finde das ist wirklich ein sehr sinnvoller Weg, um die Zeit neben der Uni und neben meinen anderen Hobbys zu nutzen.
Price: Ich glaube beim Extrachor und beim Haus-Chor gibt es keine fremden Personen. Jeder kennt einander, alle haben eine schöne Art miteinander umzugehen. Es fühlt sich an wie eine kleine Nachbarschaft, das beeindruckt mich sehr.
Mir ist sehr klar aufgefallen, wie nett die Menschen im Extrachor zueinander sind. Ich bin keine „neue“ Person, ich bin auch dabei. Ich bin ein Teil des Teams. Das gefällt mir.
AV: Würdest du den Extrachor weiterempfehlen?
Freya: Auf jeden Fall! Also mich bereichert das und ich finde das ist wirklich ein sehr sinnvoller Weg, um die Zeit neben der Uni und neben meinen anderen Hobbys zu nutzen. Aber es gehört auch ganz klar viel Verantwortung dazu. Man muss sich im Klaren sein, dass sich das Team darauf verlassen können muss, dass man da ist, zu den Proben kommt und seinen Text zu Hause lernt. Natürlich sollte man auch am Auftritt da sein, schließlich arbeiten wir alle zusammen darauf hin.
Aber ich glaube, wenn man das hinbekommt, dann fühlt man sich bei uns wirklich wohl und kann eine Menge Spaß haben.
Price: Natürlich würde ich den Extrachor weiterempfehlen. Es schadet nichts, hier Erfahrungen zu sammeln. Gerade für Leute, die sich für Musik begeistern oder das sogar studieren. Es passt auch gut in studentische Zeitpläne, denn wir arbeiten abends. Also es ist einfach schön.
Interessierte melden sich unter extrachor@stadttheater-giessen.de. Dort werden die nächsten Termine zum Vorsingen bekanntgegeben.