Mädchenschule
Schauspiel von Nona Fernández
Aus dem Spanischen von Friederike von Criegern
- Großes Haus
For democracy to survive, you need dialogue.
Michelle Bachelet
Auf der Suche nach etwas Ruhe sitzt der Lehrer eines chilenischen Mädchengymnasiums in seinem Physikraum, als er plötzlich Stimmen aus einer Wand vernimmt. Es sind drei ehemalige Schülerinnen der Schule, die auf der Flucht vor der Polizei nach einer Demonstration hier untergetaucht sind. Wie lang sie schon dort ausharren wissen sie nicht genau, klar ist nur: Nach wie vor wird das Gebäude von den Truppen besetzt, nach wie vor werden die Demonstrationen gewaltsam zerschlagen. Während der Lehrer sich bemüht, ihnen klarzumachen, dass sehr viel mehr Zeit vergangen ist als sie glauben, wird ihm langsam deutlich, dass die Mechanik von Unterdrückung, Aufstand und Verrat längst nicht überwunden ist. Mit Humor und Leichtigkeit erzählt Nona Fernández „Mädchenschule“ vom unbestechlichen Aufbegehren der Jugend im Kampf für Demokratie und eine bessere Zukunft.
Wir empfehlen den Besuch der Vorstellung für alle ab 14 Jahren. Lehrplanrelevante Informationen zu dieser Produktion finden Sie hier.
Mit
- Lehrer Ben Janssen
- Maldonado (Gamma Kassiopeia) Carolin Weber
- Riquelme (Beta Andromeda) Anne-Elise Minetti
- Fuenzalida (Ypsilon Sagittarius) Paula Schrötter
- Der gealterte Junge (Alpha Centauri) Davíd Gaviria
- Musiker:in Margarethe Zucker
„Warum schreibt eigentlich hierzulande niemand so einen Text für’s Theater – so handfest und so alpträumerisch zugleich, so fundamental interessiert an Geschichte und sich ihrer bewusst auf der einen Seite und auf der anderen vollkommen gegenwärtig; politisch sehr direkt, aber eben auch hoch poetisch, alles im selben Atemzug? […] Jetzt zeigt das Stadttheater in Gießen mit ,Mädchenschule‘, dem Stück der chilenischen Schauspielerin und Autorin Nona Fernández, eine furiose Theater-Phantasie, die alles ‚aktivistische‘ Schreiben hierzulande umstandslos in den Schatten stellt. […] [Regisseurin] Anaïs Durand-Mauptit veredelt das ohnehin schon sehr starke Stück in Gießen mit prachtvollem Ensemble zu einem kleinen Ereignis – auch weil zu spüren ist, dass politisch motiviertes Theater eben auch so sein kann: sinnlich, fantastisch, poetisch; als alter, aber immer wieder neuer Traum vom Widerstand.“
Michael Laages, Die Deutsche Bühne, 6.3.2023
„Die Geschichte Chiles, die das Stück von Nona Fernández zum Hintergrund hat, ist hierzulande höchstens in Grundzügen bekannt. Und doch zaubert Regisseurin Anaïs Durand-Mauptit aus der Vorlage einen wunderbar schmissig-unterhaltsamen Theaterabend – voller Poesie, Witz und Tiefgang. […] Durand-Mauptit und die für Bühne und Kostüme zuständige Hilke Fomferra finden für die Geschichte eindrückliche Bilder und brechen das Spiel immer wieder mit heiteren pantomimischen Einlagen auf. Eine große, schräge Asphaltfläche als Symbol des Schulhofs löst sich, so wie auch die gefühlte Realität der Mädchen, in Einzelteile auf. Riesige Podeste schweben empor und werden zum Sternbild im Universum. Auch die bühnenhohen, mittels Computertechnik gealterten Gesichter der Mädchen gehören zur beeindruckenden Optik dieser durchweg gelungenen Inszenierung. […] Realität und Fiktion verschwimmen zunehmend. Das macht das Stück kurzweilig und auch für junges Publikum attraktiv.“
Karola Schepp, Gießener Allgemeine, 7.3.2023
„In rund zwei Stunden Spielzeit mischt das Stück Tragik und Komik, Geschichte und Physik, Aus- und Einblicke miteinander. […] Mit zum Überzeugendsten dieser Inszenierung gehört dabei die musikalische Begleitung eines Multiinstrumentalisten mit Künstlername Margarethe Zucker, der virtuos die verschiedensten Tonlagen anzustimmen versteht. Er sorgt mit Synthesizer und E-Bass für elektronisches Geblubber ebenso wie für rockige New- Wave-Klänge, für subtile Tonspuren wie für das immer wieder klingelnde Telefon samt unverständlichem Gegenüber am anderen Ende der Leitung. Das ist virtuos, originell und weit mehr als nur eine passende Klanguntermalung. So führt dieses Stück schließlich zur entscheidenden Frage des Abends, die gegen Ende der depressive Lehrer sich selbst und seinem Publikum stellt: Soll er weiter seine sedierenden Pillen schlucken oder sich nicht besser doch der Wirklichkeit seiner Existenz stellen – egal wie trist und grau sie auch ausfallen mag? Die Zukunft bleibt offen.“
Björn Gauges, Gießener Anzeiger, 7.3.2023
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