Es steht uns zu, zuversichtlich zu sein.

Liebes Publikum,

ein Theaterfoto zeigt einen männlichen Darsteller auf der einen Seite der Bühne, auf der anderen eine weibliche Akteurin auf einem Behandlungsstuhl liegend. Keine Interaktion. Keine Nähe. Keine Berührung. Die Bildunterschrift der Zeitung: „Dr. Tempesta legt Klothilde flach“.

Ich möchte mich nicht abfinden mit dieser Art von Fantasie, die Macht- und Männlichkeitsmuster aus der Steinzeit wiederholt und Frauen zu Lustobjekten degradiert. Deshalb habe ich mich beim verantwortlichen Journalisten beschwert. Die Antwort war knapp und herzlos. Manche Dinge auf dieser Welt müsse man eben aushalten und „wäre das Leben doch ein Wunschkonzert“.

Ich finde aber: Es muss nicht alles ausgehalten werden und es ist kein launischer Wunsch, eine Welt ohne Sexismus und Gewalt zu fordern.

Frauen und Männer überall auf der Welt tun das am 25. November, dem „Orange Day“, dem internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen*. Wir reden von Vergewaltigung, Missbrauch, Unterdrückung, wenn wir von Gewalt gegen Frauen sprechen. Die oben zitierte Bildunterschrift gehört natürlich nicht in diese Reihe. Aber man muss eben auch über die Nährböden sprechen, die sich im Kleinen, im Alltag und in harmlosen Bildunterschriften verstecken. Wir tun das. Mit der Lesung und Diskussion „Gegen Frauenhass“ am 25. November und mit der Tafelrunde zur Kultur der Gleichberechtigung, in der es um Männlichkeit geht, am 19. November.

Besser als das Zitat vom Leben, das kein Wunschkonzert ist, hat mir das der schottischen Schriftstellerin, Performerin und Feministin A.L. Kennedy gefallen: „Glück und Hoffnung sind kein Luxus“. Das bringt einen schon besser durch die derzeit dunklen Tage. Es steht uns zu, zuversichtlich zu sein. Wir dürfen, wie in „Die Orestie“, daran glauben, dass der Kreislauf von Krieg und Rache zu durchbrechen geht. Dass wir uns in einer Farce wie „Ich, ich, ich!“ dem Aberwitz der Gegenwart lauthals lachend entgegenstellen. Dass wir Zusammenhalt und Gerechtigkeit feiern mit „Die rote Zora und ihre Bande“.

Und auch das – die Betrachtung und Verarbeitung der Welt mittels Zauberkraft und Bühnenkunst, mittels Unterhaltung und Schönheit – ist kein Luxus, sondern das, was uns lebendig hält, was uns hoffen lässt und glücklich macht.

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