Bässer

Wolfgang Plümacher, Stellvertretender Solo-Kontrabassist des Philharmonischen Orchesters, über den Kontrabass im Orchester und als Solo-Instrument.

Wenn wir am Mittwoch und Donnerstag das „Divertimento concertante“ von Nino Rota aufführen, zeigen wir die zwei Welten, in denen dieses Instrument zuhause ist: Im Orchester ist der Kontrabass zwar wichtig, aber meistens eher unauffällig. Wir schaffen das solide Fundament, das den Orchesterklang trägt. Unser Klang muss sich gut mit den Celli mischen und ist deshalb dunkel und obertonreich, ein wenig nasal. Als Soloinstrument muss der Kontrabass sich hingegen ganz anders durchsetzen können. Bei Nino Rota wird er dafür einen ganzen Ton höher gestimmt, dadurch wird der Klang brillanter und klarer (vgl. zum Thema umgestimmter Streichinstrumente auch der Beitrag von Ivan Krastev). Das Umstimmen ist nicht so ungewöhnlich wie bei anderen Streichinstrumenten, Kontrabasskonzerte aus dem 18. Jahrhundert nutzen teilweise noch ganz andere Stimmungen.

In Werken des 18. und 19. Jahrhunderts spielen wir meistens die gleiche Stimme wie die Celli, nur eine Oktave tiefer. Für das erste Werk des kommenden Sinfoniekonzerts gibt es beispielsweise gar keine eigenen Noten für die Bässe, wir spielen aus der Cellostimme. Es kommt auch mal vor, dass ein Dirigent nur von „den Celli“ spricht, und wir sind dann „mitgemeint“. Ein bisschen ausschließend ist das schon, aber wir Bassisten sind meistens nicht eitel.

Dass die Kontrabässe getrennt von den Celli spielen, wird ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verlangt, ungefähr ab Richard Strauss oder Richard Wagner, aber auch schon beim späten Verdi. In „Otello“ gibt es ein berühmtes, sehr ergreifendes Gruppensolo für die Kontrabässe, wenn Otello Desdemona umbringt. Dieser Klang gefällt mir sehr, das war auch der Grund, warum ich als Jugendlicher vom Cello zum Kontrabass gewechselt habe. Besonders exponierte und anspruchsvolle Kontrabass-Passagen habe ich in dieser Spielzeit bei „Till Eulenspiegels lustige Streiche“ und ganz besonders in Brittens „Ein Sommernachtstraum“ spielen dürfen.

Das „Divertimento concertante“ von Nino Rota ist ein außergewöhnliches Konzert, sehr virtuos für den Solisten Dominik Wagner und dabei so humorvoll und abwechslungsreich! Rota hat es damals für Franco Petracchi komponiert, der sein Kollege im Konservatorium war. Petracchi hat ein wichtiges Lehrwerk namens „Vereinfachte höhere Technik“ für Kontrabass geschrieben. Es ist sehr anspruchsvoll! In der Coronazeit, als wir so lange nicht proben und auftreten durften, habe ich es noch einmal intensiv durchgearbeitet. Es ist eine wirklich gute Spieltechnik, die mir die hohe Lage des Kontrabasses noch einmal neu eröffnet hat.

Ein anderes Highlight in diesem Sinfoniekonzert ist für mich die 5. Sinfonie von Franz Schubert. Als Jugendlicher habe ich mit meiner Familie oft einen Streichtriosatz von Schubert gespielt, der aus der gleichen Zeit stammt, 1816/1817. Die Verwandtschaft ist unverkennbar, und daher fühlt es sich ein bisschen wie nach Hause kommen an, diese Sinfonie zu spielen.

Die Preview „Bass und besser“ zum 7. Sinfoniekonzert können Sie bereits am Mittwoch, 14. Juni um 19:30 Uhr hören und das gesamte 7. Sinfoniekonzert am 15. Juni um 19:30 Uhr im Großen Haus.