Ein Gast aus Paris für „La clemenza di Tito“

Ein sehr seltenes Instrument ist „Duettpartner“ für Sängerin Jana Marković in „La clemenza di Tito“ – so selten, dass es extra aus Paris anreisen musste.


In der großen Arie „Parto, parto“ entscheidet sich Sesto, einen Mordanschlag auf seinen Freund Tito zu verüben. Aber er ist dabei nicht allein: Begleitet von einer prominenten Solo-Klarinette erkämpft er sich diesen schweren Entschluss. Immer wieder stürzt sich dazu die Klarinette in die Tiefe, manchmal über drei Oktaven. Das Problem: Die untersten Töne dieses Absturzes sind auf einer „normalen“ B-Klarinette gar nicht mehr vorhanden. Entsprechend muss der Klarinettist oder die Klarinettistin eine Oktave höher springen, um den Lauf fortsetzen zu können – als müsste man auf einer Drei-Meter-Rutsche fünf Meter abwärts hinabrutschen. Mozart schrieb diese Partie für seinen Freund und Lieblings-Klarinettisten Anton Stadler. Dieser nutzte eine Klarinette, die eine große Terz tiefer reichte als die heute gebräuchlichen Instrumente. Heute nennt man dieses Instrument „Bassettklarinette in B“; 1791 war es nur eine namenlose Variante des Instruments. Solche Bassettklarinetten sind extrem selten, weil man sie praktisch nur für „La clemenza di Tito“ benötigt – so selten, dass der Dirigent Vladimir Yaskorski sich schon damit abgefunden hatte, dass es kein solches Instrument für die Gießener Aufführung geben würde.

Doch Tristan Roche, gegenwärtig Soloklarinettist des Philharmonischen Orchesters, fand eine Lösung: Sein Instrumentenbauer Cyrille Mercadier in Paris stellte dem Stadttheater für „La clemenza di Tito“ leihweise eine Bassettklarinette zur Verfügung. Roche reiste also nach Paris, nahm das wertvolle Instrument in Empfang und macht sich seitdem mit ihm vertraut: „Die tiefen Töne der Bassettklarinette greift man mit dem Daumen. Das gibt es auf der normalen Klarinette nicht, ich kenne es allerdings von der Bassklarinette. Ich brauche mehr Luft und eine besser Luftsäule wegen des längeren Rohrs. An beides muss ich mich gewöhnen, aber das ist kein Problem. Der Klang ist warm und es macht Freude, die Läufe so zu spielen, wie sie gedacht und komponiert sind.“

Dabei sieht das Instrument wenig spektakulär aus: Es ist lediglich etwas länger als eine normale B-Klarinette. Tristan Roche kann sogar den oberen Teil seiner eigenen Klarinette benutzen. Lediglich der Klang und die tiefen Töne verraten seine Besonderheit. Die Bassettklarinette wird an diesem Abend übrigens nicht das einzige ungewöhnliche Klarinetteninstrument im Orchestergraben sein: Vitellia wird in ihrer großen Arie von einem solistischen Bassetthorn begleitet, gespielt von Thomas Orthaber. Auch Vitellia befindet sich in diesem Moment in einer Extremsituation, hat sie sich doch gerade entschieden, ihre Schuld zu gestehen und die Konsequenzen dafür zu tragen.

„La clemenza di Tito“ - Premiere am 19. Mai 2023

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