[Gem]einsames Gedenken in der Stadtbibliothek

Unser Schreibhäuschen lud mehrere Wochen in der Stadtbibliothek dazu ein, Briefe an Familien zu schreiben, die Opfer von rechter Gewalt geworden sind.


Vielleicht erinnern Sie sich: Im Winter stand ein Schreibhäuschen im Foyer des Großen Hauses. Ein einladendes Zimmer mit einem Stuhl und einem Schreibtisch, darauf Utensilien zum Verfassen von Nachrichten. Unter dem Titel „(Gem)einsames Gedenken“ hatten wir Sie eingeladen, Briefe an die Opferfamilien rassistischer Anschläge zu verfassen, im Rahmen der Reihe „Jahr der Erinnerungskultur“, die von Ayşe Güvendiren geleitet wird.

Anlass für diesen installativen Zufluchtsraum war der 30. Jahrestag des Brandanschlages in Mölln, bei dem 1992 Neonazis drei türkische Mitbürgerinnen ermordet hatten. Hunderte von Beileids- und Solidaritätsbekundungen aus der ganzen Bundesrepublik waren damals im Stadtarchiv Mölln verschwunden, wurden den betroffenen Familien vorenthalten und sind erst Jahrzehnte später bei den Hinterbliebenen angekommen.

Die hier verfassten Botschaften werden ohne Verzug zugestellt. Und zwar nicht nur an die Familien Yılmaz und Arslan, sondern auch an weitere Opferfamilien rassistischer Gewalt. Denn der Möllner Brandanschlag ist nur ein Glied einer langen rechten sowie rassistischen Gewaltkette in der Bundesrepublik Deutschland. Das Projekt wurde mit allen Familien abgesprochen und erfolgt mit ihrem Einverständnis.

Inzwischen ist das Schreibhäuschen weitergewandert. Zunächst stand es zwei Wochen im Landgraf-Ludwig-Gymnasium, wo rund 50 Schüler:innen von dem Angebot Gebrauch gemacht und persönliche Botschaften verfasst haben. Seine dritte Station im Stadtraum war die Stadtbibliothek im Gießener Rathaus. Hier lud es bis zum 10. Mai zum Rückzug und zur Besinnung ein. Cennet Alkan, die vor kurzem als Dramaturgin für Stadtvernetzung bei uns angefangen hat, freut sich, dass hier etliche Briefe entstanden sind und das Projekt weiter Früchte trägt. Es ist der Versuch aus dem einsamen Nicht-Vergessen-Können der Überlebenden und Opferfamilien ein gemeinsames Nicht-Vergessen-Dürfen zu machen.

Allen, die mitgemacht haben, danken wir dafür, dass Sie Teil dieser kollektiven Erinnerungsarbeit geworden sind.

In Gedenken an Yeliz Arslan, Bahide Arslan und Ayşe Yılmaz, die bei einem von Rechtsextremist:innen verübten Brandanschlag am 23. November 1992 ermordet wurden und in Solidarität mit den Hinterbliebenen, ihren Angehörigen, den Opfern und den Überlebenden des Möllner Mordanschlags sowie allen weiteren bundesweiten Opferfamilien rechter Gewalt.

Zahlreiche Briefe sind bereits verfasst worden.

Cennet Alkan ist dankbar über die Unterstützung von Guido Leyener-Rupp, dem Leiter der Stadtbibliothek (Foto) sowie Dr. Stefan Neubacher, dem Leiter des Kulturamts Gießen.

Diese Website verwendet Cookies, um ein gutes Surferlebnis zu bieten

Sie können selbst entscheiden, welche Kategorien Sie zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass aufgrund Ihrer Einstellungen möglicherweise nicht alle Funktionen der Website verfügbar sind.

Diese Website verwendet Cookies, um ein gutes Surferlebnis zu bieten

Sie können selbst entscheiden, welche Kategorien Sie zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass aufgrund Ihrer Einstellungen möglicherweise nicht alle Funktionen der Website verfügbar sind.

Ihre Cookie-Einstellungen wurden gespeichert.
Diese Website verwendet Cookies, um ein gutes Surferlebnis zu bieten

Sie können selbst entscheiden, welche Kategorien Sie zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass aufgrund Ihrer Einstellungen möglicherweise nicht alle Funktionen der Website verfügbar sind.

Diese Website verwendet Cookies, um ein gutes Surferlebnis zu bieten

Sie können selbst entscheiden, welche Kategorien Sie zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass aufgrund Ihrer Einstellungen möglicherweise nicht alle Funktionen der Website verfügbar sind.

Ihre Cookie-Einstellungen wurden gespeichert.