Haltung zeigen

Während die AfD in den Hessenhallen ihre neue Jugendorganisation gründete, war das Theater im Kleinen Haus mit einem offenen solidarischen Begegnungsort präsent, kochten Mitarbeitende des Hauses Suppe und schenkten Tee aus. Über 30 Mitarbeiter*innen aus allen Gewerken lieferten auf der Hauptbühne am Oswaldsgarten einen vielstimmigen künstlerischen Beitrag.  Mit „Hoffnung“ von Tocotronic, Max Koltais – aus dem Schauspielensemble eindringlichen Interpretation des queeren Klassikers „Das lila Lied“ von Mischa Spoliansky, sowie die gemeinsam mit dem Publikum gesungene Europahymne mit neuem Text – machten sie die Haltung des Hauses hörbar.

In ihrer Rede fand Intendantin Simone Sterr klare Worte gegen Angst, Einschüchterung und rechtsextreme Einflussnahme und rief dazu auf, Demokratie und Menschenwürde sichtbar und hörbar zu verteidigen. Ihre Ansprache veröffentlichen wir hier im vollständigen Wortlaut.


Ich bin Simone Sterr ich lebe in dieser Stadt und ich leite das Stadttheater. Es ist ermutigend so viele Menschen zu sehen, in so viele Gesichter zu schauen, die zusammen hier stehen, um ein friedliches Fest der Demokratie zu feiern, die hier zusammenkommen, weil sie nicht einverstanden sind mit dem, was gerade in den Hessenhallen passiert. Und das ist eine Mehrheit. Wir sind eine Mehrheit. Keine schweigende. Eine laute. Und eine friedfertige.

In den letzten Tagen ist eine Stimmung der Angst und der Furcht in dieser Stadt zu spüren gewesen hinsichtlich des Tages heute. Geschäfte machen zu, Einrichtungen schließen, Theaterkarten wurden zurückgegeben, weil sich das Publikum nicht in die Stadt traut. Man hatte den Eindruck, die Menschen haben mehr Angst vor den Gegendemonstrationen, als vor den Plänen der AfD. Da läuft etwas falsch. Mit Furcht und Rückzug kann man den Angriffen auf die Demokratie nicht Stand halten, mit Mut, Haltung und Sichtbarkeit aber schon.

In unserem Theater arbeiten Menschen unterschiedlichster Nationalität, Herkunft, Neigung, Religion zusammen. An einem Ort, der für Vielfalt, Offenheit und gleiche Menschenwürde für alle steht. Also für alles, wogegen die sind, die sich gerade auf der anderen Seite der Brücke versammeln, um bereits ihrer Jugend Hass, Hetze und Ausgrenzung beibringen.

Gerade die Kultureinrichtungen müssen ihren Mut gegen die Angst zusammennehmen und dürfen sich nicht wegducken. Denn: Setzen sich die kulturpolitischen Pläne er AfD, im Verbund mit den Plänen zur Migration durch, sind die Museen, Theater, ist die Jugend- und Partykultur, sind die Konzertsäle und Festivals keine vielstimmigen Orte mehr, sondern Orte, deren Programmatik einer menschenverachtenden Abstammungslogik zu folgen haben.  Das muss uns klar sein und dagegen müssen wir uns stellen. Jetzt.  

Denn bereits jetzt werden Kulturschaffende in Städten mit entsprechenden Mehrheitsverhältnissen unter Druck gesetzt, wird versucht, Einfluss auf Programm und Personalentscheidungen zu nehmen. Auch Mitarbeitende unseres Theaters, auch ich selbst wurden aufgefordert, diese Veranstaltung heute nicht zu unterstützen. Mit Verweis auf das Neutralitätsgebot. Aber es kann keine Neutralität geben bei der Verteidigung demokratischer Werte. Da gibt es nur eine Seite auf die man sich zu stellen hat und die heißt Menschenwürde, und die heißt Grundgesetz.

Die Einflussnahme von rechts müssen wir verhindern. Und das können wir. Indem wir die Stimmen erheben. Denn eines lehrt uns die Geschichte nun wirklich - und da meine ich nicht nur die Geschichte des letzten Jahrhunderts, sondern die, die sich in jüngster Zeit vollzogen hat und die sich immer wieder vollzieht im Bundesland von Hanau, Lübcke-Mord und NSU 2.0 –  der Rechtsextremismus ist kein Spuk, der vorübergeht.

Deshalb müssen wir zusammenhalten für eine Gesellschaft der Vielfalt einzustehen. Und zwar so, dass man es gut sehen und weithin hören kann.

Alle Zusammen gegen den Faschismus.

Danke

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