Ideologie

Dantons Tod

Schauspiel von Georg Büchner

  • Großes Haus

Revolutionäres Handeln ist keine Form der Selbstaufopferung, keine erbitterte Hingabe und Bereitschaft, alles zu tun, was nötig ist, um eine zukünftige Welt der Freiheit herbeizuführen. Es ist vielmehr das trotzige Beharren darauf, so zu handeln, als sei man bereits frei.
Maggie Nelson

In Zeiten zunehmender politischer Erschütterungen finden diejenigen Zuspruch, die sich dem Drama Georg Büchners zuwenden. Das Scheitern politischer Ideologien wird hier ebenso deutlich wie der Drang Antwort zu geben auf die Frage, was Freiheit ist. Während die Schreckensherrschaft Robespierres zum scheinbaren Wohl des Volkes immer mehr Opfer fordert, spaziert Danton müde durch die Trümmer der Revolution, sein Vertrauen in das Uhrwerk Welt bereits verloren. Entsetzen, Gewalt und Vernichtung beherrschen diesen Text, aber auch der unerlässliche Mut, demokratische Ideale dagegen zu verteidigen. Wie mit dem politischen und menschlichen Scheitern umgehen, das in eine Welt des Despotismus, der Demagogie und des Nationalismus führt?

Wir empfehlen den Besuch der Vorstellung für alle ab 14 Jahren.

Hier finden Sie einen weiterführenden Text des Dramaturgen Tim Kahn mit einem Text von Philosophin Donatella Di Cesare.


Inszenierung Caner Akdeniz
Bühne und Kostüm Valentina Pino Reyes
Licht Jan Moritz-Bregenzer
Video Justin Urbach
Dramaturgie Tim Kahn

Mit

„Erzählt wird die Geschichte Dantons, der sich gegen die Schreckensherrschaft Robespierres auflehnt, nämlich rückwärts – auf Schlüsselfiguren komprimiert, ohne Massenszenen. Das Stück wird so nicht zur auf den Tod des Titelhelden zusteuernden Dystopie, sondern atmet mit revolutionärer Aufbruchstimmung und einer Love-Parade am Ende Hoffnung. Mögen die Revolutionen auch dieser Tage doch gut ausgehen und ihre Helden sich nicht vom Scheitern entmutigen lassen, so wie es Danton geschehen ist, ist das Credo dieser Inszenierung. Und der gelingt das Kunststück, den alten Text in eine auch für die heutige Generation der Stürmer und Dränger konsumierbare Form zu gießen, ohne das Original zu vergewaltigen. Die gerappten Einlagen, das starke Bühnenbild, die dramatisch-roten Kostüme, die fesselnde Musik und die ästhetischen Videos, die Reduktion auf Schlüsselszenen – all das fügt sich zu einer durchaus überzeugenden Vorstellung. Die kann sicher auch jüngeres Publikum von der Kraft des 1835 entstandenen Büchner-Textes überzeugen.“

Karola Schepp, Gießener Allgemeine, 25.10.2022

„Regisseur Caner Akdeniz und Hausdramaturg Tim Kahn haben sich dazu entschieden, die zwischen März und April 1794 angesiedelte Geschichte rückwärts zu erzählen. Diese Erzählweise entwickelt ihren eigenen Reiz, weil sie deutlich herausarbeitet, an welchen Punkten sich der Weg des gemäßigten Trios um Danton von dem der fanatisierten Revolutionsgefährten Robespierre, St. Just und Collot trennte. Als Bühne dient dem Ensemble dabei ein großer, den Pariser Arc de Triomphe nachahmender Torbogen, der auf der häufig kreiselnden Drehbühne von allen Seiten einsehbar ist und immer wieder für reizvolle optische Möglichkeiten sorgt. Die vielleicht spannendste Frage des Theaterabends, die in Büchners auf zahlreichen Originalquellen basierendem Meisterwerk angelegt ist: Wie viel Freiheit darf der Gleichheit, wie viel Gleichheit der Freiheit geopfert werden? Und wie lässt sich verhindern, das fanatisierte politische Führer vom Schlage eines Robespierre das Ruder übernehmen? Das durchweg überzeugende Ensemble des Stadttheaters zeigt, dass es Toleranz, Empathie und Liberalismus schwer haben, wenn sie es mit einem Gegner zu tun bekommt, der keine moralischen Skrupel kennt. Ein wenig Hoffnung bietet diese lohnende Inszenierung an ihrem Ende dennoch: Sie zeigt einen Anfang, an dem schließlich noch alles möglich ist.“

Björn Gauges, Gießener Anzeiger, 25.10.2022

„Das Drama über das Scheitern politischer Ideologien sucht Antworten auf die Frage, was Freiheit ist - insofern ist es hochaktuell. Büchner hat es innerhalb von wenigen Wochen Anfang 1835 geschrieben, Robespierre führt darin die Revolution an und fordert – angeblich zum Wohle des Volkes – immer mehr Opfer. Die Zweifel von Danton manifestieren sich am Stadttheater in eindrucksvoller Weise.“

hr2 kultur




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Kreuzplatz 6, 35390 Gießen

Infos und Karten
Tel.: 0641-7957 60/61
theaterkasse@stadttheater-giessen.de

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