Dschungel

ANACONDA

Tanz von Reut Shemesh & Musik von Simon Bauer

  • Uraufführung
  • Premiere 12. April 2025
  • Großes Haus

It's a land that God, if he exists has - has created in anger. We have to become humble in front of this overwhelming misery and overwhelming fornication... overwhelming growth and overwhelming lack of order. There is no real harmony as we have conceived it. But when I say this, I say this all full of admiration for the jungle. It is not that I hate it, I love it. I love it very much. But I love it against my better judgment.
Werner Herzog

Eine Schlange lockt uns in den bunten und zugleich tückischen Sumpf Sozialer Medien. Während diejenigen Generationen, die ihre Kindheit offline erlebt haben, auf Möglichkeiten der Regulierung dieses „Biotops“ bestehen, haben die Generationen Z und Alpha an die Idee von digitalen Safe Spaces gar nicht erst geglaubt. Soziale Medien sind für sie gleichermaßen Spielwiese wie Schlachtfeld. Der Grenzgang zwischen Fame, Shaming, Framing, Fakenews und Verschwörung ist allgegenwärtig.
Wie Avatare bewegen sich die Tänzer*innen in „ANACONDA“ – immer auf der Spur des Algorithmus, der Erfüllung und vielleicht sogar Erlösung verspricht von der Tristesse der analogen Realität. Dabei greifen sie populäre Tanzmoves auf, nehmen Kommentarfetzen mit, rotten sich zusammen und betören uns mit den Versprechungen dieser überwältigenden Welt. Reut Shemeshs Bewegungssprache ist rau, cool, ehrlich und direkt. Und sie enthüllt schließlich das Elend hinter der polierten Oberfläche und dem Idealismus unserer globalen Verbundenheit.

A snake lures us into the colourful yet treacherous swamp of social media. While those generations who spent their childhood offline insist on ways to regulate this ‘biotope’, Generations Z and Alpha didn't even believe in the idea of digital safe spaces. For them, social media is both a playground and a battlefield. They balance between fame, shaming, framing, fake news and conspiracy.
The dancers move like avatars in ‘ANACONDA’ - always on the trail of the algorithm that promises fulfilment and perhaps even salvation from the tristesse of analogue reality. They pick up popular dance moves, snippets of comments, flock together as a pack and beguile us with the promises of this overwhelming world. Reut Shemesh's movement language is raw, cool, honest and direct. And it ultimately reveals the misery behind the polished surface and the idealism of our global connectedness.

Wir empfehlen den Besuch der Vorstellung für alle ab 14 Jahren. Am 3. Juni 2025 findet eine Vormittagsvorstellung statt, die für Schulklassen geeignet ist. Zu dieser Inszenierung gibt es einen begleitenden Tanzworkshop.


Konzept und Choreographie Reut Shemesh
Musik Simon Bauer
Bühne und Video Ronni Shendar
Kostüme Lukas Noll
Licht Kevin Weidlich
Dramaturgie Caroline Rohmer
Choreografische Assistenz John Ross, Beatrice Panero
Produktionsassistenz Julia Rilling

Mit

[Die Komposition von Simon Bauer] ist eine minimalistische und repetitive Musik, wie die Bewegungen auf der Bühne auch und die hat eine Sogwirkung. Sie fängt an und zieht einen direkt rein in das Stück, hinein in diese pinke, poppige Welt voller Emotionen. […]
Eine wirklich atemberaubende Stunde Tanz mit beeindruckenden Leistungen aller Beteiligten.

hr2 Frühkritik

Die sozialen Medien als bunter Dschungel, der vor allem Spaß macht. Shemesh zeigt, dass in dessen Dickicht aber auch etwas Böses lauert.

tanznetz.de

Vier grandiose Tänzerinnen, drei großartige Tänzer sorgten für einen rasanten und hoch artifiziellen Ablauf in der Welt der Algorithmen und Künstlichen Intelligenz

Gießener Anzeiger

Reut Shemesh hat „Anaconda“ dramaturgisch perfekt strukturiert, alles penibelst durchdesigned, eine einleuchtende Bewegungssprache ausgewählt und zusammengestellt.

Frankfurter Rundschau

„Bühnenbildnerin Ronni Shendar geht nicht den ganz einfachen Weg und baut die Ästhetik der virtuellen Welt einfach auf der Stadttheaterbühne nach. Stattdessen schafft sie zwei hintereinander gebaute Räume, von denen der hintere nur teilweise einsehbar ist, wie zwei Fenster auf dem Handyscreen, die sich halb überlagern. Als Raumlösung ist das raffiniert, zumal der digitale Aspekt durch Simon Bauers Auftragskomposition und sparsame aber eindrucksvolle Visuals (ebenfalls Shendar) sehr wohl präsent bleibt. […] Primär beziehen sich die Tänzer*innen auf Urban-Dance-Traditionen, aber zwischendurch schleichen sich auch folkloristische Elemente in den Abend ein – liefere dem Publikum, was es will, als Belohnung gibt es Anerkennung. Die süchtig macht: Als nach einer Solonummer Szenenapplaus aufbrandet, facht Tänzerin Rose Marie Lindstrøm, diesen noch an […] Wir sind auch nur Menschen, die sich über Lob freuen. Und die von Abwertung und Kritik getroffen werden. Für die ist Julia Araújo zuständig, aus dem Opernensemble ausgeliehene Sopranistin, die mal den Tanz mit Social-Media-Kommentaren disst, mal mit wohl gesetzten E-Gitarren-Posen ikonisch cool aussieht. Und so dieses kluge, raffinierte, sich seiner eigenen Fehlbarkeit immer bewusste Pop-Tanz-Theater glamourös erdet.

Falk Schreiber, tanz




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