Vom Fallenlassen können

Liebes Publikum,

Sonntagmorgen, 1:30 Uhr. Im Foyer des Stadttheaters tanzen unterschiedlichste Menschen, unterschiedlichen Alters in sehr unterschiedlichen Tanzstilen. Das sieht nicht nur lustig aus, das fühlt sich sehr richtig an. Heute Nacht löst sich ein, was wir immer wieder versuchen: ein offenes Theater für alle. Leider ist jetzt Schluss. Die erste Kulturnacht der Stadt Gießen ist zu Ende. Schade ist das. Schön war‘s.

In allen Einrichtungen wurde gezeigt, wie reich diese Stadt an Kunst, Kultur und guter Laune ist. Allein im Stadttheater haben auf allen Bühnen 2.500 Menschen das Programm genossen. Vom feministischen Sinfoniekonzert bis zur Tom-Waits-Session, von kubanischen Tanzeinlagen zu Lateinamerikanischen Liedern, von Jazz und Pop-Variationen des Opernchors zur musikalischen Lesung, von „Open Mic“ bis Lyhre, von „Einfach singen“ am Nachmitttag bis zum ausgelassenen Abtanzen in den frühen Morgenstunden.

Wie relevant Kunst und Kultur in der Gesellschaft noch sind – an diesem Tag hat sich das niemand gefragt. Es wurde einfach zelebriert. In einer rundherum friedlichen, bunten und toleranten Veranstaltung. Das ist eine Menge Wert in dieser Zeit, in der sich Fronten verhärten, sich der Ton verschärft, Schamgrenzen nach unten korrigiert werden, gewaltvolle Entgleisungen – in Worten und Taten – keine Ausnahmen mehr sind. Das bringt ein demokratisches, menschliches Gefüge zum Zittern. Dass es dabei nicht zersplittert, kann und sollte auch Aufgabe des Theaters sein. Denn so lange wir die freie, öffentlich geförderte Kunst haben, haben wir die Schutzräume, in denen wir über die Welt, wie sie ist, nachdenken dürfen, die Schmerzpunkte benennen, die Risse offenlegen können; in denen wir die Welt, wie sie sein könnte, entwerfen und entwickeln, in denen wir uns fallen lassen können in fiktionale Welten. 

Dazu laden wir Sie alle ein. In ein Theater für alle, indem dies alles möglich ist. Nicht nur in der Kulturnacht …

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