Moses in Ägypten
Oper von Gioachino Rossini
Text von Andrea Leone Tottola nach der Tragödie „L’Osiride“ von Francesco Ringhieri
In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
- Premiere 15. February 2025
- Großes Haus
Wir leben in einem gefährlichen Zeitalter. Der Mensch beherrscht die Natur, bevor er gelernt hat, sich selbst zu beherrschen.
Albert Schweitzer
Mit drei farbenreichen Orchesterschlägen breitet Gioachino Rossini zu Beginn seiner selten aufgeführten Oper „Moses in Ägypten“ die Plage der Dunkelheit aus, die über Ägypten gefallen ist. Das Werk schildert die Geschichte der versklavten Hebräer in Ägypten, die von Moses in die Freiheit geführt werden sollen, und verwebt sie mit der Liebesgeschichte um den Ägypter Osiris und die Hebräerin Elcia. Um seine Geliebte nicht zu verlieren, drängt Osiris den wankelmütigen Pharao mehrmals, dem hebräischen Volk die Freiheit zu verwehren. Moses lässt daraufhin mit göttlicher Hilfe die Naturgewalten Einzug halten, beschert Ägypten Hagel und Feuer vom Himmel, bis er am Ende das Rote Meer teilt, um in die ersehnte Freiheit zu gelangen. Um das Verbot von weltlichen Opern zur Fastenzeit zu umgehen, erschuf Rossini 1818 dieses mit oratorischen und sakralen Elementen durchsetzte Werk, das mit einer ungewohnten Klangdramaturgie und formalen Experimenten einzigartig in seinem Schaffen ist.
Dauer: 2 Stunden 45 Minuten inkl. Pause
Mit
- Faraone Clarke Ruth
- Amaltea, seine Frau Julia Araújo
- Osiride, sein Sohn Eric Jongyoung Kim
- Elcia, Osirides Geliebte Annika Gerhards
- Mambre Dakai Wei
- Moses Stefan Stoll
- Moses (25.4. / 17.5.) Jared Ice
- Aronne Randall Bills
- Amenofi, seine Schwester Jana Marković
- Kinderstatisterie
- Opernchor des Stadttheaters Gießen
- Extrachor des Stadttheaters Gießen
- Philharmonisches Orchester Gießen
Die Sänger sind eine Wucht. Clarke Ruth macht in der Bass-Partie des Pharao optisch wie stimmlich seinen Meisterbrief. Sopranistin Julia Araújo ist als seine Frau Amaltea wirkungsvoll dynamisch. Das Liebespaar Elcìa und Osiride bilden Koloratursopranistin Annika Gerhards in einer lyrischen Rolle mit Tiefgang, in der sie auch ihr Schauspieltalent ausleben darf, und Tenor Eric Jongyoung Kim mit prächtigen Höhen. Beide bezaubern in ihren Duetten. Stefan Stoll gibt stimmgewaltig einen bärigen Titelhelden. Die übrigen Sänger sind auf der Höhe, die Chöre des Hauses superb.
Gießener Allgemeine Zeitung
Das ist eine jener Produktionen, in die wirklich alle zur Verfügung stehende, beträchtliche Kraft eines Hauses gesteckt wird, mit Gästen angereichert. Beides kulminiert im Liebespaar, für das Ensemblemitglied Annika Gerhards den makellosen, fein silbrigen Sopranpart liefert und der äußerst jugendlich wirkende, wie ein fescher K-Pop-Star daherkommende Gasttenor Eric Jongyoung Kim sich in der brutalen Rossini-Tenorpartie als Prinz Osiride wenig Blößen gibt.
Auch sind alle Solopartien zumindest punktuell ernstlich gefordert, selbstverständlich der Titelheld, der wahrhaft als Stimme Gottes antretende Bass Stefan Stoll, dem Rossini einen zweiten, nervöseren Bass gegenüberstellt, hier den gemäßigter, aber überzeugend gegenhaltenden Clarke Ruth.
Seine Frau singt Julia Araújo mit dunkel timbrierter Noblesse (Amaltea ist viel vernünftiger als Pharao, Araújo lässt es uns hören). Tenor Randall Bills wiederum ist der lebhafte Aron an der Seite des Felsens Moses. Luxuriös besetzt die kleineren Partien – darunter die vehemente Mezzostimme Jana Marković als Israelitin Amenofi.
Engagiert und diszipliniert die von Moritz Laurer einstudierten Chöre, die mächtig aufblühen dürfen. Wie auch das Orchester einen weichen, dabei präzisen Rossini-Klang vorbereitet hat, der das Ensemble stützt, ohne die Musik zu verkleinern. Zu großen Chornummern wird groß aufgefahren.
Frankfurter Rundschau
Dabei versteht es Yaskorski geschickt, dem zwischen Oratorium und dramatischer Oper pendelnden Werk die nötige Zug- und Leuchtkraft zu verleihen. Besonders hervorzuheben sind die stimmgewaltigen Chorstücke, die die Wände erzittern lassen (Einstudierung: Moritz Laurer).
In der Titelpartie verkörpert der Heldenbariton Stefan Stoll einen Mann, der sich seiner Bedeutung jederzeit bewusst ist. Mit Stimmfülle und enormer physischer Präsenz verleiht er dem Moses eindrucksvoll Gestalt und fordert bei seinen Auftritten alle Aufmerksamkeit für sich ein: Die ideale Besetzung für den willensstarken Anführer. Clark Ruth als sein Gegenspieler Pharao wirkt zwar jünger und beweglicher, ist aber mit seinem markanten, ausdrucksstarken Bass nicht minder kraftvoll.
Als Pharao-Sohn Osiride gibt der junge Sänger Eric Jongyoung Kim eine brillante Vorstellung. Mit seinem lyrischen, strahlungskräftigen Tenor, der sich leicht emporschwingt und auch zu zartem Schmelz fähig ist, lässt er den um seine Liebe kämpfenden Prinzen mit jedem Atemzug glaubhaft werden. Die betörenden Liebesduette mit Annika Gerhards als Elcia gehören zu den Höhepunkten der Aufführung. Koloratursicher und glanzvoll – das ist Annika Gerhards, wie sie das Gießener Publikum liebt und kennt. Für weitere Glanzlichter sorgt Julia Araújo, die mit ihrem ausdrucksvollen Sopran Sinnlichkeit und Wärme ausstrahlt. Als Pharaos Frau Amaltea zeigt sie eine Herrscherin im seelischen Zwiespalt zwischen Staatsräson und Gefühl. Ein besonders berührendes Stück ist ihre Bravourarie mit Chor. Mit ihren Leistungen runden Randall Bills (Aaron), Dakai Wei (Mambre) und Jana Markovic (Amenofi) das gute musikalische Gesamtbild ab.
Gießener Anzeiger
Vladimir Yaskorski am Pult gestaltet die musikalischen Verläufe spannungsvoll und plastisch. Immer wieder machen vorzügliche Instrumentalsoli auf sich aufmerksam, namentlich das Horn und die Klarinette. Da Rossini hier eine seiner ambitioniertesten Partituren vorgelegt hat und dem Chor breiten Raum gibt, bereiten die beiden Kollektive den Boden dafür, dass die Musik stärkeren Eindruck macht als die Szene. Aus dem hauseigenen Ensemble gibt Clarke Ruth den Pharao mit schlankem, aber kernigem Bassbariton, beweist Julia Araùjo mit klarem Sopran als dessen Frau Koloraturgeläufigkeit, gefällt Jana Marković mit dunkel getöntem Mezzo als Schwester des Aron, besonders aber imponiert Annika Gerhards als Elcia, deren Belcanto-Kunststücken sie Wärme und Leidenschaft verleiht.
Der Opernfreund
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