Fabian oder Der Gang vor die Hunde
von Erich Kästner
Für die Bühne bearbeitet von Gero Vierhuff
- Premiere 18. January 2025
- Großes Haus
Wo sich die Öffentlichkeit verdunkelt und das Licht schwindet, erlaubt uns die Freundschaft, das revolutionäre Potenzial des Selbstdenkens in dunklen Zeiten zu bewahren.
Omri Boehm
Berlin am Vorabend der Machtübernahme, die Metropole taumelt durch die Zwischenkriegsjahre. Um der bitteren Realität des Alltags zu entkommen, stürzen sich die Menschen in den Zauber der Nacht und berauschen sich im bunten Licht der Häuserschluchten. Mittendrin im Moloch steckt Jakob Fabian und irrt durch sein Leben, das er längst aufgegeben hat. Kurz, so scheint es, entzündet Cornelia Battenberg in ihm eine neue Hoffnung, aber der plötzliche, tragische Tod seines Freundes Stephan Labude reißt Fabian endgültig aus dem Leben.
Erich Kästners Roman ist eine Warnung vor dem politisch moralischen Verfall und gleichzeitig ein Appell an die Menschlichkeit. „Heute sind bereits neue, genauer, sehr alte Mächte fanatisch dabei, wieder standardisierte Meinungen […] zu verbreiten“, schrieb Kästner 1950 selbst über seinen Roman. Lässt sich die Gesellschaft noch vor dem erneuten Schritt in den Abgrund bewahren?
Dauer: 2 Stunden 30 Minuten inklusive einer Pause
Mit
- Jakob Fabian Ben Janssen
- Stephan Labude Levent Kelleli
- Cornelia Battenberg Nina Plagens
- Irene Moll, Leda, Selow Anne-Elise Minetti
- Direktor, Erfinder, Justizrat Roman Kurtz
- Moll, Blonde, Baron Carolin Weber
- Frau Sommer, Rothaarige, Nazi, Wilhelmy, Geheimrat Nils Eric Müller
- Fischer, Kulp, Kommunist, Weckherlin Stephan Hirschpointner
- Live-Musik Marcel Rudert
[Regisseurin Jenke] Nordalm – spätestens seit „Der Staat gegen Fritz Bauer“ am Stadttheater als exzellente Vermittlerin des Zeitgeists im Deutschland des beginnenden 20. Jahrhunderts geschätzt – erweist sich als wahre Kästner-Freundin. Sie stellt seinen […] Text in den Vordergrund und verzichtet auf politische Belehrung mit dem Holzhammer angesichts der Parallelentwicklungen von Heute. Wie Kästner im Roman hält sie uns einen „Zerrspiegel“ vor, der zeitübergreifend vor moralischem und gesellschaftlichem Verfall warnt.
Gießener Allgemeine Zeitung
So werden viele Romanthemen in knappen Szenen angerissen, um die Atmosphäre und den Geist der späten 1920er in Theaterbilder zu fassen. […] Am besten gelingen dabei die grell überzeichneten Szenen, etwa auf dem Arbeitsamt mit einer Gruppe abweisender Bürokraten (Nils Eric Müller, Stephan Hirschpointner, Levent Kelleli, Carolin Weber), oder im Revuetheater mit dem schmierigen Conferencier (Roman Kurtz), was an eines der expressiven Gemälde von Otto Dix erinnert.
Dazwischen bewegt sich Fabian, den Ben Janssen als klugen, gewitzten und integren Mann zeigt, der die Welt durch eine Art Halbdistanz oder wie „durch die Scheibe eines Schaufensters“ beobachtet, wie es im Stück heißt. Er entdeckt in einigen intensiven, leisen Szenen schließlich doch noch die Liebe. Die junge Schauspielerin Cornelia (Nina Plagens) wird für ihn zum existenziellen Lebensinhalt.
Gießener Anzeiger
Haus der Karten
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