Selbstbesessenheit und chaotische Energie
Vier Fragen an die Komponistin Raquel García-Tomás zu ihrer komischen Oper „Ich, ich, ich!“, die gerade am Stadttheater ihre deutsche Erstaufführung erlebt.
Wie kam es zu „Ich, ich, ich!“? Wie bist du gemeinsam mit der Librettistin Helena Tornero auf die Idee gekommen, ein solches Stück zu schreiben?
Das Konzept zu „Ich, ich, ich!“ entstand während eines Gesprächs in einem Café in Wien im Jahr 2015, nur wenige Tage bevor Helena Tornero und ich unsere erste gemeinsame Oper uraufführten. Wir wollten beide auf humorvolle Weise Themen erforschen, die in der heutigen Gesellschaft eine große Rolle spielen: Narzissmus, Selbstbesessenheit und die chaotische Energie, die uns heute umgibt.
Die Musik von „Ich, ich, ich!“ ist sehr nah am Text und verwendet eine große Vielfalt an musikalischen Stilen und Mitteln. Mit welchen Worten würdest du sie beschreiben?
Mit dieser Oper wollte ich eine Partitur schaffen, die reich an Kontrasten und Bezügen ist, die den Humor des Textes hervorhebt und der Inszenierung Dynamik verleihen kann. Um die Musik zu beschreiben, würde ich Worte wie spielerisch, farbig, bissig und ausdrucksstark verwenden. Gerade um den komischen und satirischen Ton des Werks zu verstärken, habe ich eine Vielzahl musikalischer Stile verwendet, die sich geschickt miteinander verbinden lassen.
In dem Stück geht es um Klothilde. Sie ist Kulturmanagerin „und ein hoffnungsloser Fall“. Was macht ihre Lage so hoffnungslos?
Klothildes hoffnungsloses Gefühl rührt von ihren ständigen Interaktionen mit absurden, egozentrischen Personen her, die ihr Leben stören. Durch ihre Arbeit im Kulturmanagement ist sie einer Parade von Egoisten ausgesetzt, von denen einer extremer ist als der andere. Im Stück ist sie einem nicht enden wollenden Strom von Narzissmus ausgesetzt, der sie hilflos und frustriert fühlen lässt. Verzweifelt sucht sie dann im Sprechzimmer von Dr. Giovanni Tempesta nach einem Ausweg aus ihrer überwältigenden Realität.
Warum sollte man sich „Ich, ich, ich!“ ansehen?
Man sollte sich die Oper ansehen, weil es die Möglichkeit bietet, über Themen zu lachen, die uns allen im Grunde vertraut sind, wie das (eigene) Ego oder der bloße Schein der Dinge. Das Stück wirft einen unterhaltsamen und ironischen Blick darauf, wie wir heute miteinander umgehen – gerade in einer Gesellschaft, in der sich manchmal alles um einen selbst zu drehen scheint. Ich denke, das Werk ist eine Möglichkeit, das Genre Oper aus einem anderen Blickwinkel zu genießen, ohne Überheblichkeit und mit einem zeitgenössischen Touch, der zum Nachdenken einlädt.
Die Fragen stellte Dramaturg Christian Förnzler.
Komponistin Raquel García-Tomás © Lluc Queralt